Hallo mein Junge, ich hatte gestern Geburtstag. Gefeiert habe ich nicht, braucht man in meinem Alter nicht mehr. Ich habe mich an den Geburtstag im letzten Jahr erinnert. In Holland und mit Dir. Erinnerst Du Dich daran? Wie Du abends sagtest, Du hast Angst, da wäre immer so ein komisches Geräusch im Zimmer? Ich habe mich zu Dir gelegt, wir haben ganz lange geredet und ich sagte Dir, du brauchst keine Angst zu haben, ich bin da und so lange ich da bin, wird Dir niemand etwas tun können. Alleine schlafen wolltest Du trotzdem nicht, also blieb ich bei Dir. Als Du eingeschlafen bist, bin ich wieder raus und keine 5 Minuten später standest Du wieder da. Ich bin wieder mit dir ins Zimmer und habe mich in den Türrahmen gesetzt und aufgepasst. Du bist eingeschlafen. Morgens hast Du mich wach gemacht, denn auch ich bin eingeschlafen, auf dem Boden im Türrahmen.
Zu meinem Geburtstag hatte ich nur einen Wunsch: Dich endlich wieder sehen und in den Arm nehmen zu können. Nichts und niemand ist, war und wird je wichtiger sein als Du. Nichts vermisse ich mehr, nichts auf der Welt möchte ich mir als Dich. Ich bin auf eine ungesunde Art verrückt und ohne Frage sind mir die meisten Dinge auf der Welt nicht sonderlich viel Wert bzw. ich kann ohne jedes Problem auf sie verzichten. Auf Dich nicht, niemals. Ich habe kein Problem damit, dass die Menschheit weiß, dass mir jede Minute ohne Dich droht, dass das Herz zu explodieren. Das war und ist echt ein heftiger Schlag. Natürlich hätten andere, normale Menschen andere Wege gefunden, damit umzugehen und dementsprechend zu handeln. Aber ich bin nicht normal, weder im Positiven noch im Negativen. Meine Wege sind oft unergründlich, selbst für mich. Aber eines ist sicher: Alles, was ich jemals wirklich wollte, habe ich mit tausend Umwegen, Irrungen und Wirrungen am Ende hingekriegt. Bei den meisten Dingen hätten die angeblich „normalen Menschen“ gesagt, dass die Sachen aufgrund ihrer Anfangspunkte unmöglich wären. Wenn man das Ganze nüchtern betrachtet, war mir allerdings nichts, aber auch gar nichts auch nur im Entferntesten so wichtig wie Du.
Ja, es stimmt, ich war nicht immer der beste Vater, als ich noch bei euch war. Von Deiner Geburt an hätte ich sein müssen, wie ich es dann später bei unserer gemeinsamen Zeit war. Dafür habe ich mich schon mehrmals bei dir entschuldigt. Wir hatten ja immer tolle Gespräche und konnten das auch umsetzen.
Deshalb bleibt, egal was sie dir erzählen und in den Kopf gepflanzt haben. Ich verspreche dir, ich finde einen Weg für uns, an Aufgeben ist nicht zu denken, es ist eher der tägliche Antrieb. So habe ich dich gestern und die Zeit davor schwer vermisst, vermisse dich heute und morgen, bis zu dem Tag, an dem ich dich wieder drücken kann.
Ich liebe dich
Dein Papa
PS: Ich hatte in den Kommentaren einen Glückwunsch zum Geburtstag hinterlassen. Nach der IP zu deuten, vermutlich von dir, Jordan. Ich möchte dir hier kurz schreiben und sagen, dass ich schon Sachen gesagt und geschrieben habe, die dir gewiss nicht gefallen haben. Das ist okay, du wärst ein Idiot, würdest du nicht zu deiner Mutter halten. Aber egal, was ich zukünftig sage, schreibe, mache oder tue, möglich, dass es dich tangiert, aber du bist und warst nie Ziel meines Ärgers. Du bist Chesters großer Bruder und ich hoffe darauf, dass du ihm eine Stütze bist.